Persönlichkeitsentwicklung mal anders: „Perspektiv-Werkstatt miteinander“

TIS-Azubi bei Büngern Technik Rhede

30. Juli 2018

Einer unserer Azubis war drei Wochen in einer Werkstatt für behinderte Menschen und lernte dort viel darüber, wie Arbeitsprozesse und innerbetriebliche Abläufe sinnvoll aufgegliedert werden können und zu welche großen Leistungen Menschen mit Behinderungen fähig sind. Die Besuche waren Teil des Projektes „Perspektiv-Werkstatt miteinander“ der Firma Büngern Technik.

Büngern-Technik aus Rhede hat sich der Eingliederung von Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben verschrieben. In der hauseigenen Werkstatt werden unter anderem Keilsteller für einstellbare Lattenroste produziert, aber auch Holzspielzeug uvm. Das Praktikum war Teil eines „Naturalientausches“, den wir schon im Vorjahr beim 1. Marktplatz für Bocholter Unternehmen und Organisationen mit der Büngern Technik vereinbart hatten. Getauscht haben wir unsere vertriebliche und marketingtechnische Beratung für die Produkte der Büngern Technik gegen die Teilnahme eines unserer Azubis in einem Projekt für Persönlichkeitsentwicklung.

 

Philippe Kamps macht bei uns eine Ausbildung zum Industriekaufmann.

TIS-Azubi Philippe Kamps

Er wählte in einem Vorgespräch aus den verschiedenen Angeboten der Büngern Technik den Standort Fagus in Borken aus. Hier werden hochwertige Holzspielzeuge hergestellt. In der Zeit vom 19.02.2018 bis zum 29.06.2018 absolvierte er dann drei Blöcke von jeweils einer Woche bei Fagus.

Die Idee hinter dem Projekt: Für Auszubildende beginnt mit dem Übergang von der Schule in die Berufswelt etwas völlig Neues. Sie müssen nicht nur neue Fähigkeiten erlernen und sich berufliches Wissen aneignen, sondern auch die so genannten „soften“ Faktoren wie Kommunikation, Verantwortung und Offenheit erweitern. „Menschen mit Behinderungen zu begegnen, eröffnet Perspektiven für persönliche Veränderungen. Das Erlebnis sensibilisiert für die eigenen Verhaltensmuster. Gewohnte eigene Sicht- und Handlungsweisen können hinterfragt und geändert werden,“ so die Büngern Technik über ihre Projekterfahrungen.

Philippes Erlebnisbericht bestätigt das: „Insgesamt waren die drei Einheiten eine sehr gute Erfahrung, was ich zu Anfang in der Form nicht erwartet hätte. In der ersten Woche war ich von drei Tagen zwei Tage im Bohr- und Maschinenraum, wo fast nur Menschen mit einer leichten Behinderung sind. Das war ganz gut, um ein bisschen Anschluss zu finden und sich einzuleben. Den letzten Tag habe ich dann in einer Gruppe verbracht, die hauptsächlich Akkus für Gigaset verpackt. Hier war der Grad der Behinderung wesentlich höher. Anfangs hätte ich gedacht, dass mich der Kontakt mit den Menschen vielleicht ein bisschen abschreckt oder mich verunsichert. Dies war aber gar nicht der Fall.

„Ich hätte am Anfang niemals gedacht, dass die Menschen dort so produktiv und durch Arbeitsteilung erfolgreich sind. Alles wird in kleinste Schritte aufgeteilt und bis zum Ende genutzt."

Philippe Kamps
Auszubildender bei der TIS GmbH

In der zweiten Einheit habe ich selbst viel mit den Menschen gearbeitet und mir erklären lassen, wie die verschiedenen Montagen durchzuführen sind. Am letzten Tag war ich dann bei den jungen Frauen, die für das Verpacken der fertigen Ware zuständig sind. Hier wurde sich wie in den Montagegruppen viel unterhalten. Was mir aber aufgefallen ist, dass mit den Konversationen nie die Konzentration verloren gegangen ist. Wenn jemand etwas erklären wollte oder keine 08/15 Aussage machen wollte, wurde die Arbeit kurz liegen gelassen und danach weitergemacht. Die Aufgaben wurde immer äußerst ordentlich durchgeführt und kontrolliert.“

Er ergänzt: „Ich hätte am Anfang niemals gedacht, dass die Menschen dort so produktiv und durch Arbeitsteilung erfolgreich sind. Alles wird in kleinste Schritte aufgeteilt und bis zum Ende genutzt. Beispielsweise Holz, das sich aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr für die Spielzeugproduktion eignet, wird in etwa gleich kleine Stückchen verarbeitet, zusammengebunden und als Kaminanzünder verkauft. Dabei werden die Menschen glaube ich häufig unterschätzt, weil vielen nicht klar ist, dass durch diese Arbeitsweise Produkte entstehen die weltweit abgesetzt werden.“

Auch der Ausbildungsleiter für die kaufmännischen Berufe bei TIS, Stefan Hebing, freut sich: „Rundum war diese Projekt für beiden Seiten ein Gewinn und ich freue mich jetzt schon drauf, dem oder der nächsten Auszubildenden diese Chance wieder zu ermöglichen.“

Die TIS GmbH und die Büngern Technik werden aus diesem ersten Experiment eine dauerhafte Einrichtung für die TIS-Auszubildenden machen, denn es ist für beide Seiten ein Gewinn.